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Volker Vogt präsentiert das Logenschwert
aus dem Jahr 1842. Foto: Thomas Müller
Zum 300.
Geburtstag der Freimaurerei (siehe Infokasten) macht sich die Nordhäuser
Johannisloge „Zur gekrönten Unschuld“ selbst ein Geschenk. Die 24 Mitglieder
haben ein altes Schwert erworben. Eines, das eine ganz besondere Geschichte
birgt.
1840 weilte
der Landesgroßmeister Graf Henckel von Donnersmarck in Nordhausen ,
Vorfahre des heute bekannten Regisseurs Florian („Das Leben der Anderen“). Aus
Dankbarkeit schenkte er der hiesigen Loge ein üppig verziertes, wuchtiges
Schwert. Darauf finden sich neben einer ausführlichen Widmung die Symbole der
Freimaurerei – Maurer, Winkelmaß und Zirkel.
„Jetzt hatten
wir die Chance, das Schwert wieder nach Nordhausen zu holen“,
erzählt Volker Vogt , der der Nordhäuser Loge lange vorstand. Stolz
präsentiert er das Meisterstück eines unbekannten Schmiedes.
Die Nordhäuser
Loge ist nicht viel jünger als die Freimaurerei selbst. Sie entstand bereits
1790. Am 21. April dieses denkwürdigen Jahres – kurz nach der Französischen
Revolution – trafen sich in einer winzigen Dachwohnung sieben junge Männer (der
älteste war 37 Jahre alt) und gründeten eine Johannis-Freimaurerloge. Es waren
der Magister jur. und Privatgelehrte Friedrich Ehrhardt , der Physikus
und Landarzt in Ilfeld , Dr. Fahner , der Papierfabrikant
Keferstein aus Illfeld, der Pastor Heinrich
Plieth aus Salza sowie aus Nordhausen der Lehrer am
Gymnasium Bohne, der Advokat Hüpeden und der Senator des Rates der Stadt,
Legationsrat Seidler. Sie schlossen sich der „Großen Landesloge der Freimaurer
von Deutschland – Freimaurer-Orden“ in Berlin an und gaben
ihrer Loge den Namen „Zur gekrönten Unschuld“. Wie sie darauf kamen? Niemand
weiß es mehr. Vielleicht ein Codewort.
Ihren
Höhepunkt erlebte die Loge nach der Reichsgründung. Auf dem 1810 erworbenen
Gelände in der Domstraße 20 entstanden repräsentative Gebäude. Fabrikanten,
Lehrer, Juristen sammelten sich hier, um die Ideale der Aufklärung zu leben,
Vernunft und Gewissen, Toleranz auszuprägen, wie Volker Vogt erklärt.
Auf dem
Höhepunkt war die Nordhäuser Loge die Zentrale in Mitteldeutschland. 400
Menschen trafen sich hier. Auch der preußische Botschafter
in Mexiko . Immer wieder führten Pfarrer von St. Blasii den politisch
und konfessionell neutralen Männerbund.
Bis die
Nationalsozialisten die Loge 1934 schlossen und von der SA stürmen ließen. 265
Mitglieder waren es da. Bei der Bombardierung blieben die Häuser intakt, Säle
und andere Räume wurden zu Kino, Kindergarten, Schulhort, Theaterwerkstatt.
Allein, die Nordhäuser nannten es weiter „Die Loge“.
Ein Kasseläner
kam 1991 und gründete mit anderen die Loge neu. Seitdem ist wieder Leben in dem
Objekt.
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